Der HH Marathon "mal von der anderen Seite"

Bericht vom Einsatz als Streckenposten beim 31. Marathon 2016 in Hamburg

Fast nie denkt mal als Teilnehmer darüber nach, wieviele Helfer sich für sie die Beine platt stehen. Hier ein Bericht "von der anderen Seite" ...

Da ich vor ein paar Wochen eine Fuß-OP hatte, war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt die 5,4 km des Staffelmarathons bestreiten könnte. Aus diesem Grund war ich dem Hilferuf des Hamburger Lauftreffwartes, Jürgen Meins, gefolgt, und hatte mich als Helfer beim Marathon eintragen lassen.

Helfer HH Marathon 2016Der Treffpunkt war um 8 Uhr an der U-Bahnstation Alsterdorf, so dass ich direkt mit ganz vielen Staffel-Marathonis sowie Marathonis unseres Vereins um 7:03 Uhr in Wedel starten konnte. Die Stimmung der Leute war toll und je weiter man in die Stadt kam, desto mehr füllte sich die Bahn mit Läufern, die am 31. Hamburg Marathon teilnehmen wollten.

Eine kurze Aufregung gab es in der Bahn am Bahnhof Landungsbrücken, dort wurde unüblicherweise aus der S1 eine S31 und umgekehrt, das bedeutete für mich: kurz noch viel Spaß und einen tollen Lauf rufen und schnell rüber in die andere Bahn, denn hier trennten sich unsere Wege.

Am Bahnhof Alstertal angekommen ging es gleich zum Briefing mit den anderen Helfern, wir waren als Streckenposten im Bereich um den Bahnhof eingeteilt. Gegen 9 Uhr kam ein Polizeifahrzeug mit einer roten Flagge vorbeigefahren, dass bedeutete: Strecke sperren, und so stellten wir die letzten Straßenabsperrungen für Nebenstraßen und Abbiegespuren auf. Nun hieß es warten, denn nach dem Start um 9 Uhr mussten zuerst die Handbiker die knapp 28 km bis zu uns zurücklegen.

Um 9:43 Uhr kam der Führende mit einem riesen Abstand vorbeigeschossen. Um die 40 km/h können die Fahrer dabei erreichen, das war echt beachtlich. Es fiel auf, dass einige sich in Teamwork mit abwechselndem Windschattenfahren unterstützten.

Die Straßenränder füllten sich immer weiter mit Zuschauern, die manchmal einfach mittenauf der Straße standen und die Sportler dadurchbehindert haben. Da hätte ich gerne ein paar Ohrfeigen verteilt! Um 10:25 Uhr kam dann die Führungsspitze der Läufer an uns vorbei und ich dachte: so schnell sieht das ja gar nicht aus! Da wir keine großen Aufgaben zu erledigen hatten, und man die Sportler unterstützen wollte, wurde heftig geklatscht, das haben sich die Teilnehmer auch verdient. Egal wer oder wie die 42,195 km zurücklegt, hat eine tolle Leistung erbracht. Da die Anzahl der Sportler ständig größerwurde, gab es kaum noch Pausen beim Anfeuern. Erstaunlich fand ich, dass man trotz des Klatschens kalte Finger bekam.  Natürlich versuchte man „die eigenen Läufer“ anzufeuern, also galt es mit Argus-Augen bekannte Gesichter in der Menge zu erspähen. Etwa 12 Vereinsmitglieder oder bekannte Läufer hatte ich gesehen. So langsam riss der Strom der Läufer ab und es kamen nur noch vereinzelt welche vorbei. Bei Einigendachte man: oh Mann, dass sieht nicht mehr gut aus, aber man feuerte weiter an. Mittlerweile konnte man die Läufer auch mit ihren auf den Startnummern gedruckten Namen anfeuern, denn die Geschwindigkeit nahm deutlich ab. Auch wenn die letzten sehr langsam unterwegs waren, verdienen sie unseren Respekt, diese Willensstärke ist beeindruckend.

Mittlerweile zeigte die Uhr halb zwei und so langsam wurde es anstrengend, die Schultern taten weh, die Füße auch, denn wir standen immerhin seit über 5 Stunden ungewohnt auf einem Fleck und klatschten immer wieder.  Um etwa 13:50 Uhr kam ein sehr langer Tross Fahrzeuge vorbei. Kehrmaschinen, Müllwagen, Polizeiwagen, Container-LKWs und LKWs von der Streckenkontrolle, insgesamt etwa 20 an der Zahl. Unglaublich, so etwas hätte ich am Ende nicht erwartet! Etwa 5 Minuten später kam dann der Polizeiwagen mit der grünen Flagge vorbei, die Strecke war wieder freigegeben. Nun konnten wir unsere Absperrungen wieder abbauen und endlich Feierabend machen.

Jürgen hat sich dann am Ende bei allen bedankt und jedem einen kleinen Umschlag mit einer kleinen Aufwandsentschädigung in die Hand gedrückt. Abzüglich der Fahrkarte, dem Kleingeld für die Toilettenbenutzung sowie einer Spende für krebskranke Kinder in die zahlreichen Spendeneimer, die herumgetragen wurden, blieb nichts über. Das war aber auch in Ordnung, denn fast alle Helfer sagten am Ende einstimmig, dass sie nicht für die Aufwandsentschädigung geholfen haben. Übrigens gab es auch noch je ein tolles Shirt und eine super Jacke vom Hauptsponsor MIZUNO in Lauftreff-Blau mit dem Motto des diesjährigen Marathons: „run the blue line“.

Mein Fazit: ich habe nette Menschen kennengelernt, netten Menschen geholfen, und die stundenlange Arbeit der zahlreichen Helfer der Veranstaltung bisher unterschätzt! Als Läufer, der oft an Veranstaltungen teilnimmt, sage ich: Respekt auch vor diesen Leistungen!
 

(André M. / Lauftreff Wedel)