Wedeler Läufer beim Ultramarathon Taubertal 100 am 01.10.2022
Helmut Steinke, Mitglied im Lauftreff Wedel, berichtet über seinen 70km-Ultralauf von Rothenburg ob der Tauber bis Tauberbischofsheim in unter 8 Stunden.
Auch dieses Jahr wieder hat der von mir schon wegen seiner Bücher sehr geschätzte Hubert Beck mit seinen vielen Helfern wieder den Ultralauf Taubertal100 ausgerichtet. Ab Rothenburg o.d.T. folgt man der Tauber bis zum Main, oder für die ganz Harten sogar 100 Meilen bis Gemünden am Main. Alle starten gemeinsam in Rothenburg und laufen dann zu den angebotenen (Zwischen-) Zielen auf der Strecke. Nach den 50km (2018) und 100km (2019) hatte ich mir dieses Mal die 70km bis ins zauberhafte Tauberbischofsheim vorgenommen. Mit über alle Distanzen insgesamt knapp 170 Teilnehmern eine schnuckelige, fast familiäre Veranstaltung.
Nach dem dreimonatigen Training, das zum Glück verletzungsfrei blieb, fühlte ich mich gut vorbereitet. Dann kann es ja losgehen. Die Anreise mit der DB holperte etwas (ausgefallene S-Bahn in Wedel, die nächste erreicht den ICE gerade noch, weil auch der schon verspätet startet usw.). Am Rothenburger Rathaus begrüßt uns Hubert bei der Startnummernausgabe.
Abends dann ein gemeinsames Essen und ein Vortrag von Dr. Nele Alder-Behrens, der derzeit besten Ultraläuferin Deutschlands. Wir hatten sie schon im Zug getroffen. Nach einer kurzen Nacht und frühem Frühstück treffen sich alle Teilnehmer vor unserem Hotel und wir laufen dann mit Stirnlampen zusammen mit Hubert durch das noch schlafende Rothenburg zum Startplatz unten an der Tauber. Dieses Mal nicht als Fackellauf, wie ich es von früheren Jahren her kannte. Zum Ausgleich war der Weg zum Startplatz mit den brennenden Fackeln gesäumt. Wirklich ein toller Anblick. Ein Ritter, der beim Frühstück zufällig neben mir saß, schickt uns mit einer kleinen Ansprache als Boten auf die Strecke. Um 6 Uhr dann gemeinsamer Countdown und schon sind wir unterwegs. Immerhin ist es noch trocken und als es hell wird, kommt sogar etwas Sonne heraus. Leider bleibt es nicht dabei und die angekündigte Himmelsfeuchte begleitet mich so ab km 20 bis zu meinem Ziel. Wir laufen auf dem Radweg entlang der Tauber, anfangs noch wellig, später weitgehend flach. Alle 5km wartet ein Zelt mit Verpflegung auf uns. Was kann da noch schiefgehen?
Schon im Dauerregen laufen wir durch den Weikersheimer Schlossgarten, der nur für uns geöffnet ist. Dann die Schleife durch den Kurpark in Bad Mergentheim und bald darauf passiere ich das 50km Ziel. Hier finishen schon viele. Jetzt nur noch ein HM bis zu meinem Ziel in Tauberbischofsheim, das sollte wohl zu schaffen sein. Es wird jetzt aber zunehmend mühsamer (und langsamer). Die Strecke ist nun weitgehend flach und führt einsam an mehreren Ortschaften vorbei. Ich habe zu kämpfen und motiviere mich mit meinem persönlichen Zeitziel Sub8. Das hilft mir auf den letzten paar km noch mal anzuziehen. Vom Burgturm am Ortseingang aus begrüßt ein Trompeter jeden Läufer mit ein paar Tönen. Dann der Schlussspurt durch die Fußgängerzone und ich erreiche endlich den 70km-Zielbogen (und superknapp noch Sub8), wo mich meine Frau schon erwartet. Auf wackeligen Beinen bin ich einfach nur glücklich. Auch, dass es vorbei ist.
(Helmut Steinke/Lauftreff Wedel)
10.10.2022